Gemeindefahrt nach Rom

petersdom

„Mir war’n uff Rom“ – „Wir waren in Rom“

„Schuld“ an allem hat unser Schwanheimer Gemeindemitglied Margarete Pfeiffer. „Herr Pfarrer“ sagte sie eines Tages zu mir, „sie fahren doch immer nach Italien. Könnten Sie nicht mal eine Gemeindefahrt nach Rom machen? Ich würde da gerne mal hin und es kämen bestimmt genug zusammen.“

– „Ha“, dachte ich mir, „das ist eigentlich gar keine schlechte Idee“ und sprach mit meiner Frau. Die sah es genauso, dann trugen wir die Idee dem Kirchenvorstand vor und der stimmte zu.

Dann ging das Planen los. Da unser Wunschhotel belegt war, warteten wir noch ein ganzes Jahr und schrieben die Reise Anfang 2012 aus.

Mit 26 Plätzen planten wir die Fahrt und hatten über 70 interessierte Leute. Es musste gelost werden.

Ein Flug wurde bestellt, Reisepläne geschmiedet, eine Führerin vor Ort engagiert, ein Vortreffen durchgeführt und viele viele Stunden steckten wir unsere Köpfe zusammen, planten, besprachen, entwickelten Ideen und verwarfen sie wieder.

Einigermaßen aufgeregt begrüßten wir am Samstag, 13.10 2012 um 6.45 Uhr unsere Lieben im Bus zum Frankfurter Flughafen. Der Flug verlief problemlos. Hervorzuheben ist dass eine Teilnehmerin, Frau Margarete Wegfahrt bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal geflogen ist. Sie hat es wacker bestanden. „Ach des war gar net so schlimm, des könnt isch ja noch emal mache!“ – „Ja, das müssen sie auch, wir wollen ja schließlich wieder heim,“ lachten wir.
Wir kamen aus dem Flughafen raus und ich war geschockt: Es regnet. Drei Monate hat es in Rom nicht geregnet und der Oktober ist im Durchschnitt zehn Grad wärmer als in Deutschland. Mit Regen hatte ich nicht  gerechnet!

Unsere Gästeführerin begrüßte uns und führte uns zuerst zur Kirche Sankt Paul vor den Mauern, danach ging es im Bus in  Schleifen durch Rom zum Hotel. Es ist ein gepflegtes Haus im Stadtviertel Prati, fünf Minuten von der Engelsburg entfernt.

Wir unternahmen noch einen kleinen Spaziergang zum Vatikan, erfreuten uns am Petersdom bei Nacht und kamen gerade rechtzeitig zum Abendessen wieder zurück. Die meisten waren ziemlich müde und legten sich danach aufs Ohr, einige Unentwegte genossen noch auf der Dachterrasse den schönen Anblick der Stadt.
Jeden Tag feierten wir vor dem Frühstück eine Andacht auf dieser Terrasse und freuten uns, dass die Sonne dabei schön über Rom aufging. Abends trafen wir uns dort in geselliger Runde sangen, babbelten miteinander und hatten ganz viel Spaß.

dachterrasse-hotel

Sonntags besuchten wir einen eindrucksvollen Gottesdienst in der deutschsprachigen lutherischen Kirche in der via Sicilia, danach ging es in einem langen Spaziergang durch die ganze Stadt.

Wir hatten es bei der Vorbereitung immer wieder gesagt: Wir werden viel, ja sehr viel laufen und wir werden in Restaurants überteuerte Speisen zu uns nehmen und schreckliche Toiletten kennen  lernen. Alle diese Vorhersagen trafen ein, keine davon konnte uns die gute Laune nehmen. Das zeichnete unsere Gruppe aus: Eine unverwüstlich gute Stimmung, die auch durch einen kräftigen Regenguss im Garten des Vatikans (der Ausdruck „nass bis auf die Haut“ trifft es ziemlich genau und ist keineswegs übertrieben) oder durch langweilige Endlosschleifen („bla, bla, bla, Augustus, bla, bla, Architrav, bla, bla, Cosmaten, bla, bla…..“) einer untermotivierten Gästeführerin  nur kurzzeitig zu erschüttern war.

vor dem Adlerbrunnen im Vatikan

Wir waren oft unterwegs und haben sehr viel gesehen: Die spanische Treppe, den Trevi-Brunnen, das Pantheon, die vatikanischen Gärten, einen kleinen Teil der vatikanischen Museen, die Sixtinische Kapelle, den Petersdom, Ostia Antica, das Kolosseum, das Forum Romanum, das Kapitol, die Synagoge, Teile von Trastevere, die Engelsburg, viele Geschäfte und ein Restaurant mit lustigen Kellnern, die viele Dummheiten im Kopf hatten („das war Essen mit Theater dabei“). Einige machten touristische Überstunden und besuchten den nicht-katholischen Friedhof, das Garibaldi-Denkmal, die Piazza Popolo, den Park der Villa Borghese und noch ganz viele Kirchen.

spanische-treppe

Wenn Sie jetzt denken: „Oh, das war aber recht viel“, dann haben sie recht. Das Ganze bei schönem Wetter in einer lauten Stadt und in einer für viele sprachlich völlig fremden Umgebung, da ist man abends müde und hat Mühe zu sortieren, was man da jetzt eigentlich gemacht und gesehen hat. Die Reise hat großen Spaß gemacht, aber anstrengend war sie auch. Öfter konnte man den Satz hören: „Ich hätte nie gedacht, dass ich das mal erleben würde.“

Rom hat eine einzigartige Atmosphäre: In kaum einer Stadt kann man die Spuren epochemachender Geschichte in so kurzer Entfernung nebeneinander erleben, es gibt beeindruckende Bauwerke, ganz viel Tradition und moderne Lebensart, Reichtum und Armut, Glanz und Elend, sympathische und unsympathische Erscheinungsformen von Religion und Glaube, dazu hatten wir eine schöne Oktobersonne und guten Rotwein.

– Rom ist allemal eine Reise wert.

 

Hans-Joachim Greifenstein

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