Langwaden
Geschichte der Kirche in Langwaden
Langwaden besaß schon in vorreformatorischer Zeit eine Kapelle. Sie stand etwa einen Kilometer nordöstlich vom Ort entfernt im freien Feld. Kirchlich müsste damals Langwaden das nur wenige Häuser zählte, zu Bensheim, das kurmainzig und somit katholisch war, gezählt haben. Im ausgehenden 17. Jahrhundert, nachdem in Langwaden sowie auch in den meisten umliegenden Orten die Reformation eingeführt worden war, gehörte Langwaden kirchlich zu Jugenheim, wohin man auch zum Gottesdienst ging.
1621 kommt Langwaden an die Landgrafschaft Hessen und wird Filialgemeinde von Schwanheim.
In dieser Zeit kam der Wunsch auf, bald eine eigene Kirche zu bekommen. Dieser Wunsch und Plan konnte auch realisiert werden.
Im 17.Jahrhundert lebten in Langwaden zwei ledige, begüterte Damen.
Im fortgeschrittenen Alter haben beide mit ihrem Barvermögen den Kirchbau ermöglicht und finanziert. Mit ihrem Grundbesitz von 25 Morgen Land erkauften sie sich im Hospital in Bensheim ein Wohn- und Pflegerecht auf Lebenszeit.
Die Kirche wurde dann im Jahre 1698 an jetziger Stelle erbaut. Sie war nicht ganz so groß wie die heutige Kirche. Der Eingang war ebenerdig und sie trug einen spitzen Dachreiter, für den im Jahr 1775 in der Glockengießerei Andreas Schrader in Frankenthal eine Glocke im Gewicht von 2,5 Zentner mit Schlagton „e“ gegossen wurde. Sie ist heute noch vorhanden und hat beide Weltkriege heil überstanden.
1910 wurde die Kirche in großem Umfang renoviert. Der Fußboden wurde um 1 Meter erhöht, ebenso wurden die Außenmauern um die gleiche Höhe aufgestockt. Als Turm wurde ein für das Langwadener Ortsbild charakteristischer Dachreiter mit Kuppelabschluss errichtet- in entsprechendem Umfang zur Aufnahme einer zweiten Glocke. Diese wurde im Jahre 1910 in der Glockengießerei Andreas Hamm & Söhne in Frankenthal gegossen. Sie hatte ein Gewicht von 4,5 Zentner, mit dem Ton „c“ und trug die schöne Inschrift „Hosianna heiß ich, Gottes Name preis´ich, ins weite Ried erklingt mein Lied“.
Sie musste im Jahr 1917 für Kriegszwecke abgeliefert werden und wurde auch nach dem Ersten Weltkrieg nicht wieder ersetzt. Erst im Jahre 1952 konnte man eine neue zweite Glocke- in Gewicht und Ton und Inschrift ihrer Vorgängerin gleich- anschaffen.
Bei einer Renovierung im Jahr 1965/1966 wurde die vorhandene Empore entfernt, Fenster, Türen und Bänke erneuert und eine elektrische Wand- und Bankheizung installiert.
Quelle: Zusammenfassung von Philipp Schneider †, Langwaden
Beschreibung des Kirchengebäudes
Giebelständiger, nicht geosteter Kapellenbau im Ortszentrum Langwadens, laut der Jahreszahl über dem Eingang 1698 errichtet, wohl als Nachfolgebau einer älteren, 1621 erwähnten Feldkapelle. 1910 erhielt das Kirchengebäude an seiner nach Nordwesten zeigenden Giebelseite eine rechteckige Sakristei in der Art eines eingezogenen Chores, gleichzeitig wurde die Kapelle insgesamt erhöht und Dach mit Dachreiter wurden erneuert. Die Pläne erstellte Ernst Blaum aus Darmstadt. 1966 wurde die Sakristei zum Altarraum. Die Kapelle ist ein schlichter, im Grundriss längsrechteckiger Bau aus verputztem Bruchsteinmauerwerk, der von einem steilen Satteldach überspannt wird. Auf dem First, zur Straße orientiert, ein polygonaler Dachreiter mit geschweifter Haube, bekrönendem schmiedeeisernem Schmuckkreuz und Wetterhahn. Die Längswände werden von hochrechteckigen Fenstern mit gekehlten Sandsteingewänden durchbrochen, als Eingang ein spitzbogiges Portal mit ebenfalls gekehltem Gewände, der erwähnten Jahreszahl sowie kleinem Wappenschild mit Steinmetz- oder Handwerkerzeichen.
Über dem Portal querovale Lichtöffnung, im Spitzgiebel Uhr. Rückwärtig der jüngere Sakristeianbau mit Rundfenstern und Satteldach. Vor dem Portal erneuerte Sandsteinstufen.
Im Innern schlichter Saal mit Flachdecke, die Fenster hier mit korbbogigen Laibungen, die zum Altarraum umfunktionierte Sakristei durch einen runden Triumphbogen abgetrennt. Im Scheitel Kruzifix aus Holz, wahrscheinlich 19. Jh.
Die lokal- und kirchengeschichtlich sowie für das Ortsbild bedeutende Kapelle ist nach hinten von einer Mauer mit Sandsteinplattenabdeckung umfriedet.
Textquelle: Landesamt für Denkmalpflege Hessen