Schwanheimer Kleinkunstabend
Schwanheimer Kleinkunstabend: Einheimische Talente unterhielten fast 300 Zuschauer im Dorfgemeinschaftshaus / Erlös für Jugendkeller der evangelischen Kirche
Jede Menge kreative Eigengewächse
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Schwanheim. Pfiffig, unterhaltsam, zauberhaft, witzig, ab und an rotzfrech und ein wenig schräg – so präsentierte sich der erste Schwanheimer Kleinstkunstabend im restlos ausverkauften Dorfgemeinschaftshaus. Nahezu 300 Zuschauer verfolgten fast vier Stunden lang, welche außergewöhnlichen Talente in ausschließlich Schwanheimer „Eigengewächsen“ schlummern.
Es war eine Premiere nach Maß – und für einen guten Zweck obendrein. Bei der Benefizgala traten alle Mitwirkenden, von den Chorsängern bis zum Schlagerkönig, vom jungen Büttenass bis zum Pfarrer, ohne Gage auf. Flott moderiert wurde der Kleinkunstabend von Manfred Jung.
Sämtliche Einnahmen werden in den Ausbau eines eigenen Jugendkellers für die evangelische Jugend gesteckt. Renovierungs- und Einrichtungskosten belaufen sich auf rund 45 000 Euro. Ein happiger Betrag, der durch die Arbeit von Ehrenamtlichen reduziert werden soll. Allein die Installation einer dringend notwendigen Be- und Entlüftungsanlage verschlingt allerdings schon eine Menge Geld.
Große Unterstützung hat die Kirchengemeinde bereits durch die Schwanheimer Bevölkerung erfahren. 800 Briefe hat der Kirchenvorstand an die Haushalte verschickt – woraufhin ein beträchtlicher Spendenbetrag von 8191 Euro einging.
Der Verwirklichung des langgehegten Wunsches, den muffigen Kellerraum in einen attraktiven Treffpunkt für die Jugend umzugestalten, ist die Evangelische Kirchengemeinde seit Sonntag ein Stück näher gerückt.
Und auch der Kirchenvorstand hat sein Scherflein dazu beigetragen. Gemeinsam mit Pfarrer Hans-Joachim Greifenstein, alias „der große Greifini“, versetzten die „zauberhaften Mitglieder“ das Publikum mit magischen Tricks und Kunststückchen in Erstaunen.
Überhaupt – der Pfarrer. Sein Auftritt mit Ausschnitten aus den Programmen des „Babenhäuser Pfarrerkabaretts“, war sozusagen das Salz in der Suppe. Wer bislang nur von den kabarettistischen Fähigkeiten des Kirchenmanns gehört hatte, der konnte sich bei der Benefiz-Show von seiner Schlagfertigkeit überzeugen. Die Besucher bogen sich vor Lachen über die Gedankenspiele, die Greifenstein über das Mann-Frau-Verhältnis zum Besten gab und die er zudem mit Bibelsprüchen würzte.
„Wollt ihr etwa so werden wie wir?“, war des Pfarrers hintergründiger Kommentar zur Emanzipation. Die Antwort auf die von ihm gestellte Frage, was denn ein Mann in einer Badewanne voller Salz bedeute, lieferte er gleich mit: „Ein gelöstes Problem.“ Den Rücktritt von Landesbischöfin Margot Käßmann als EKD-Ratsvorsitzende hielt der Kirchen-Kabarettist für unnötig wie ein Kropf, denn „mit der Promillegrenze hätte man in Bayern Verkehrsminister werden können“.
Auch über die unterschiedlichen Eroberungsstrategien der Geschlechter machte er sich seine Gedanken: Mann muss zuhören oder so tun als ob, zärtlich und verlässlich sein und die Allerliebste ernst nehmen. Frau hingegen hat es da wesentlich einfacher: „Sie kommt nackisch daher und bringt was zu essen mit.“
Eröffnet wurde der bunte Abend mit einem musikalischen Potpourri des Singkreises Schwanheim und des im vergangenen Jahr neu gegründeten Kinderchors. Beide Ensembles werden von Cosima Seitz geleitet. Markus Franke begleitete die Sängerinnen und Sänger am Klavier.
Es war der erste gemeinsame Auftritt der Chöre, der geradezu nach einer Zugabe verlangte. Mit einem südafrikanischen Gospel verabschiedeten sich die Sänger von ihrer Fangemeinde.
Ein herzerfrischendes Supertalent ist die junge Chiara Stein. Als Zauberlehrling Harry Potter versprühte das quirlige Büttenass jede Menge gute Laune und studierte mit dem Publikum Zaubertricks ein. Gemeinsam mit ihrer Schwester Selina, Anne Baumgärtner und Selina Schmidt zeigte Chiara dann noch eine flotte Tanzdarbietung.
Rock und Pop mit eindeutig hessischem Zungenschlag – und mit viel Lokalkolorit angereichert – servierten die 13 singenden „Kirchturmschwälbchen.“ Ein Nummer-eins-Hit war der Song über Bella Italia.
Hartmut Ahlheim und Klaus Dickerhof schließlich unterhielten mit einem kurzen Sketch und flapsigen Kommentaren über die „Kuh Elsa“, bevor Schlagerkönig Rico Bravo und Tango Djano mit Schlagern aus den 70ern den Saal zum Toben brachten. Das Publikum erwies sich dabei als überaus textsicher und trällerte nicht nur beim „Bett im Kornfeld“ lauthals mit. gs
© Bergsträßer Anzeiger, Dienstag, 30.10.2012