Einführungsgottesdienst von Pfarrer Dr. Ferber
Vor rund 50 Teilnehmern wurde am Samstag Christian Ferber während eines Gottesdienstes als neuer Pfarrer in Schwanheim eingeführt. Der 48-Jährige ist seit Oktober außerdem für die Orte Fehlheim, Langwaden und Rodau zuständig.
Sein Vorgänger Hans-Hoachim Greifenstein war Anfang Februar in den Ruhestand verabschiedet worden. Bis zu Ferbers Amtseinführung hatte Pfarrerin Beatrice Northe aus Zwingenberg die Vakanzzeit überbrückt.
Für den promovierten Theologen ist die Stelle als Gemeindepfarrer auch eine Rückkehr nach Bensheim. Hier war er von 2009 bis 2016 Pfarrer in der Stephanusgemeinde. Danach suchte er eine neue berufliche Herausforderung bei der Evangelischen Landeskirche Hessen und Nassau (EKHN).
In Darmstadt hat er sich im Luther-Jubiläumsjahr 2017 als Projektbeauftragter um die Festveranstaltungen gekümmert. Die Einführung durch Dekan Arno Kreh am Reformationstag hat also auch thematisch gut gepasst.
Mit Christian Ferber begrüße man einen Pfarrer, der stets über Gemeindegrenzen hinweg geblickt habe und auch gegenüber modernen Kommunikationskanälen sehr offen eingestellt sei.
Während der Vertretung seiner in Elternzeit befindlichen Frau Katrin Hildenbrand in Einhausen hatte er mit Beginn der durch Corona-Krise verursachten kirchlichen Präsenzpause Online-Andachten und andere digitale Formate organisiert. Eine Idee, die er an seinen neuen Wirkungsstätten fortsetzen möchte – auch, wenn dies den direkten Austausch von Mensch zu Mensch nicht ersetzen kann.
Christian Ferber schaut zuversichtlich nach vorn. Im Gottesdienst betonte er, gerne ein „Klinkenputzer“ zu sein und – diesem Sinnbild folgend – offen auf die Menschen zugehen zu wollen. Dies sei gerade in diesen Zeiten wichtiger als in Selbstmitleid und Lethargie zu verfallen. Denn die Krise der Kirche offenbart sich auch an der Bergstraße. Die beiden großen Konfessionen haben 2019 mehr als 540.000 Mitglieder verloren. Und die Erosion schreitet weiter voran. Auch Schwanheim verzeichnet allein in diesem Jahr 17 Austritte. Im Nachbarort Fehlheim wurden zuletzt von 20 Kindern nur sechs getauft.
„Larmoyanz ist ein No-Go für Christen“, betonte Ferber und plädierte für mehr Selbstbewusstsein, Gelassenheit und Optimismus. er zitierte Friedrich Nietzsche (Bessere Lieder müssten sie mir singen, dassich an ihren Erlöser glauben lerne“) und Martin Luther, von dem überliefert ist, dass „aus einem verzagten Arsch kein fröhlicher Furz“ fahre. In diesem Sinne wolle er die Menschen mitnehmen und von der Frohen Botschaft überzeugen. Der Blues also ein Sound des Traurigen und Trübsinnigen, sei seine Sache nicht, so Ferber, der sich asl teil einer Kirche im Aufbruch sieht. Der Geist Gottes könne die Menschen im Herzen erreichen. Er hoffe, dass künftig allgemein wieder mehr Menschen in die Gottesdienste kommen. Nicht, weil sie meinen, sie müssten, sondern weil sie wollen, fügte er hinzu.
Dekan Arno Kreh zeigte sich erleichtert, dass die Vakanz vorbei ist. er dankte dem Schwanheimer Kirchenvorstand für die zwischenzeitliche Mehrarbeit in der Gemeinde.
Die Erste Vorsitzende Angelika Koep begrüßte die Teilnehmer des Gottesdienstes, Anette Schneider übernahm die Grußworte im Namen des gesamten Kirchenvorstands.
Christian Ferber ist in Steinfurth bei Bad Nauheim aufgewachsen. Sein Studium führte ihn nach Heidelberg, Leipzig und Berlin. Im Anschluss folgte die Doktorarbeit zum Thema Religionsphilosophie. Nach drei Jahren Pfarrdienst in Biedenkopf (Westerwald) ging er für sieben Jahre zur Stephanusgemeinde nach Bensheim, bevor er den Ruf zum Reformationsbeauftragten der Landeskirche annahm.
Vertretungsdienste in Stockstadt und zuletzt für seine Frau in Einhausen (2019) flankierten die berufliche Biografie des neuen Schwanheimer Pfarrers, dessenLeidenschaft neben der Theologie vor allem die Musik ist.
Weil der Singkreis Schwanheim aufgrund der aktuellen Situation nicht anwesend sein konnte, wurde der Gottesdienst auch musikalisch in reduzierter Form begleitet -an der Qualität der Darbietung hat das aber nicht gekratzt. Ein Quartett mit Chorleiterin Cosima Seitz und ihrem Mann, dem Tenor Markus Francke, sowie Ramona und Tobias Schmöker präsentierte geistliche Musik und Gospels von hoher gesanglicher Klasse. Die Orgel spielte Monika Volk. Neben Cosima Seitz sprach auch der Lorscher Pfarrer Renatus Keller einige kurze Grußworte. Er überreichte dem Kollegen einen Weinstock vom Klostergelände.
(Artikel aus dem Bergsträßer Anzeiger vom 02.11.2020 von Thomas Tritsch)
Fotos zum Gottesdienst finden Sie in der Galerie zur Homepage der Kirchengemeinde Schwanheim.