Geschichte, Kultur und Geselligkeit

Bildungsreise der Evangelischen Kirchengemeinde Schwanheim „auf den Spuren von Martin Luther und Thomas Müntzer“  

In der Woche vor Pfingsten brachen 27 Personen aus Schwanheim und Umgebung nach Thüringen und Sachsen-Anhalt auf, um sich mit dem Umbruch in der deutschen Geschichte zu Beginn des 16.Jahrhunderts vertraut zu machen. „Unsere erste Station war Eisenach und die Wartburg, ein reformationsgeschichtlicher Klassiker“, so Pfarrer Hans-Joachim Greifenstein, der mit seiner Frau Doris die Leitung der Reisegruppe übernommen hatte. Nach einer Stadtführung ging es hinauf in die traditionsreichen Gemäuer der über 900 Jahre alten Burg, die Schauplatz vieler historischer Begebenheiten war und heute ein attraktives Touristenziel geworden ist. P1200454Weniger bekannt war dann das zweite Ziel der Reise, die im Mittelalter einstmals sehr bedeutende Stadt Mühlhausen, in der der Theologe und Bauernkriegsführer Thomas Müntzer gelebt und gewirkt hat. „Die beeindruckende Bausubstanz und die reiche Geschiche diese selbstbewussten Bürgerstadt hat uns sehr überrascht“, so Greifenstein. Der dort über all verbaute Thüringer Kalkstein wird in Italien Travertin genannt und bildet auch hier eine eindrucksvolle Architekturkulisse. Abschließend ging es über das Kyffhäuserdenkmal nach Bad Frankenhausen. Das Städtchen punktet touristisch mit dem sich bedrohlich neigenden Turm der Oberkirche. Er ist noch mehr aus dem Lot als der berühmte „schiefe Turm von Pisa“ und damit in der Tat der schiefste Kirchturm der Welt für dessen Erhalt ein aufopferungsvoller Kampf geführt worden ist. Tief beeindruckt zeigten sich die Reiseteilnehmer vom Panoramagemälde des Leipziger Malers Werner Tübke auf dem Schlachtberg, einem historisch bedeutsamen Ort aus der Bauernkriegszeit. Ziemlich genau vor 490 Jahren erlitt hier ein von Müntzer angeführtes Bauernheer eine vernichtende Niederlage, die so schrecklich war, dass der Krieg mit dem völligen Sieg der Fürstenheere beendet wurde. Zum Gedenken an dieses Ereignis hatte die DDR-Führung bereits in den siebziger Jahren die Errichtung eines Kunstdenkmals in Auftrag gegeben, das erst kurz vor der Wende eingeweiht werden konnte und heute zahlreiche Besucher aus dem In- und Ausland nachhaltig beeindruckt. Tübke zitiert kunstvoll viele Bildmotive aus Flugschriften der Reformationszeit und hat mit seinem 14 Meter hohen und 123 Meter langen Monumentalgemälde ein höchst anregendes Werk mit einer faszinierenden Symbolsprache erschaffen. Über Schloss und Burg Allstedt – einer weiteren Wirkungsstätte Müntzers – ging es dann zum Zwischenstopp nach Halle, wo vor allem die Marktkirche großes Interesse bei der Reisegruppe weckte. Zum Schluss und als letzten Höhepunkt der Reise ging es nach Wittenberg, wo eine ebenso informative wie unterhaltsame Stadtführung mit dem Leben und Werk von Martin Luther, Katharina von Bora, Philipp Melanchthon und Lucas Cranach zu fesseln verstand. Ein nachmittäglicher Ausflug in die herrlichen Parkanlagen bei Wörlitz bescherten der Reise noch einen naturkundlichen Leckerbissen. Als man am Pfingstsamstag nach einem Zwischenhalt in Erfurt gegen Spätnachmittag wieder den Melibokus zu Gesicht bekam, waren alle Teilnehmer erfüllt, gut gelaunt und auch nicht wenig erschöpft. Sechs sachkundige Führungen in fünf Tagen, die Begegnung mit beeindruckenden Spuren der deutschen Geschichte, die Freude über das Wiederauferstehen vieler schöner, alten mitteldeutschen Städte und das durchgängig gute Wetter waren eine anregende Erfahrung. Morgendliche Andachten, ein launiges Tagesquiz und die gute Stimmung in der Gruppe trugen zum Erfolg dieser ganz besonderen Reise bei.

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f.d.R.: Hans-Joachim Greifenstein

 

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